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Fashion Women Pt.2

Aktualisiert: 7. Mai 2021

Willkommen zurück bei unserer Serie über bemerkenswerte Frauen in der Modewelt. 😊 Unsere Fashion Woman der Woche ist niemand geringeres als die Königin herself:

Marie-Antoinette.

Also rutsch rüber Blair Waldorf, jetzt kommt die wahre Fashion Queen.

(Das war natürlich nur ein Witz, unser Herz gehört natürlich für immer Queen B, xoxo.)


Maria Antonia Josepha Johanna wurde am 2. November 1755 in Wien geboren. Die Erzherzogin hatte noch mehr Geschwister als Namen. Sie war das fünfzehnte Kind von Kaiser Franz I. von Lothringen und Maria Theresia von Österreich.

1770 wurde die vierzehnjährige Maria Antonia mit dem Thronerben Frankreichs verheiratet.

Die junge Dauphine, jetzt Marie-Antoinette, hatte es am Hof ziemlich schwer.

Sie war jung, unerfahren und hatte Schwierigkeiten damit, sich an das sehr strenge Hofzeremoniell in Versailles anzupassen. Das änderte sich leider auch nicht, nachdem sie 1774 zur Königin gekrönt wurde.

Marie-Antoinette Mode
Marie-Antoinette, 1778 Quelle:Kunsthistorisches Museum Wien

Insgesamt brachte sie vier Kinder zur Welt, zwei Jungen und zwei Mädchen.

Das Königshaus und ihr Gefolge waren beim Volk sehr unbeliebt. Richtig bewusst wurde das Marie-Antoinette erst bei einem Theaterbesuch 1785, bei dem sie ausgebuht wurde. Danach zog sie sich aus der breiten Öffentlichkeit zurück, beschränkte ihre Ausgaben ein wenig und versuchte sich zu bessern. Doch leider kam diese Erkenntnis zu spät.

Das Volk war unzufrieden über die absolute Macht des Königs, die hohen Steuern und den dekadenten Lebensstil des Adels.

Nach dem Beginn der Französischen Revolution 1789 zwangen die Revolutionäre die königliche Familie von Versailles nach Paris in den Tuilerienpalast zu ziehen. Zwei Jahre später versuchten sie vergeblich ins Ausland zu fliehen.

1793 wurde ihr Mann, König Ludwig XVI, schließlich hingerichtet. Am 14. Oktober 1793 wurde auch der Königin wegen Hochverrat und Unzucht der Prozess gemacht, der für sie mit einem Schuldspruch endete.

Am 16. Oktober um 12 Uhr wurde Marie-Antoinette auf dem Revolutionsplatz, dem heutigen Place de la Concorde, enthauptet.

 

Jetzt, da wir einen groben Überblick darüber haben, wer Marie-Antoinette war und in welcher Zeit wir uns befindet, schauen wir uns an warum sie eine echte Fashion Woman ist. Marie-Antoinettes Epoche war das Rokoko (1730-89). Das Wort Rokoko leitet sich von dem französischen „Rocaille“ für „Muschelwerk“ ab, ein häufig wiederkehrendes Dekorelement dieser Zeit. Was für uns heute die Fashion Week ist, war damals der königliche Hof in Versailles. Was In&Out war, wurde hier bestimmt. Die Königin war also eine waschechte Trendsetterin. Die Farben des Rokokos waren sehr hell und freundlich, besonders Pastellfarben waren jetzt sehr beliebt. Dekadenz, Verspieltheit und Maßlosigkeit prägte diese Epoche. Nicht natürliche Schönheit zählte, sondern der große Auftritt.

Das Motto war eindeutig: Mehr ist mehr!


Anzumerken ist, dass wir uns im Folgenden mehr auf die Rolle Marie-Antoinettes in der Mode konzentrieren werden als auf die Kleiderordnung der Zeit im Allgemeinen. Aber keine Sorge, liebe Fashion Fans, die Mode des Rokokos in all seinen Details wird sicherlich noch ihre Momente auf unserem Blog haben. Spätestens, wenn wir das bemerkenswerte Leben der Madame Pompadour besprechen. 😉

Aber jetzt werfen wir erst einmal einen Blick in das Ankleidezimmer der nicht weniger bemerkenswerten Marie-Antoinette und der schicken Fräuleins ihrer Zeit.


Robe à la française
Robe à la française Quelle:Instagram/metmuseum

Auf dem Bild sehen wir die die Robe à la française, "das Kleid nach der Art der Franzosen", wie die Königin sie getragen hat.

Grundlage jeden Looks war der Panier, also der Reifrock, der die Kleider kuppelförmig erscheinen ließ.

In der Mitte des Jahrhunderts wurde der Panier ellipsenförmig und nahm in die Breite immense Ausmaße an. Es entstand der Panier à coudes, also Reifrock für die Ellenbögen, der auf dem Bild sehr schön zu sehen ist.

Das Oberkleid, der Manteau, blieb vorne meist offen. So war der Blick frei auf den Stecker des Mieders und den Unterrock, die Jupe. Die Ärmel des Manteaus waren reich mit Rüschen verziert, den Engageantes.

Der Manteau hatte Watteau-Falten im Rücken, die von hinten die Taille verdeckten.

Das Dekolleté des Rokokos war groß und reichlich verziert.

An den Füßen wurden Seidenschuhe mit hohen Absätzen getragen. Die Grundform der Kleider änderte sich damals kaum. Ein modisches Ausrufezeichen setzte man also mit Accessoires und Verzierungen. Bänder, Schleifen, Volants, künstlichen Blumen, bei den Kleidern der feinen Gesellschaft war einiges los. Den Look bestimmte aber vor allem eins: die Frisuren.

Im Frührokoko (1720-1750) waren kleine, flache Löckchen Frisuren beliebt. Doch im Hochrokoko (1750 -1780), also in Marie-Antoinettes Zeit, wurden die Frisuren immer höher und voluminöser. Der Pouf war geboren.

Diese Frisuren waren bis zu einem Meter hoch, weißgepudert, reich geschmückt und konnten mehrere Kilos wiegen. Draht und künstliche Haarteile aus Pferdehaar waren nötig, um diese Looks zu ermöglichen.

Die immer gigantischer werdenden Hüte und Frisuren hatten zum Teil Mottos und spiegelten zeitgenössische Geschehnisse wieder. Es gab sogar eine Frisur, welche die Impfung des Königs darstellte.

Besonders ein Auftritt der Königin wird wohl für immer unvergessen bleiben:

Die Belle Poule war ein französisches Kriegsschiff. Eine siegreiche Schlacht hatte den Hoffriseur Léonard-Alexis Autié dazu inspiriert, für den Besuch eines Opernballs ein Schiffsmodell auf Marie-Antoinettes Kopf zu setzen.

Mit der faszinierenden Coiffure Belle Poule setzte die junge Königin also sowohl politisch als auch modisch ein deutliches Statement. I mean, c'mon:

Coiffure Belle-Poule
Coiffure Belle-Poule Quelle:Instagram/dressed_podcast

Was viele nicht wissen: Marie Antoinette war nicht immer an Mode interessiert. Auslöser war vermutlich ein Brief ihrer Mutter vom 01.09.1770. Darin äußerte sie scharfe Kritik an der damals noch 14-Jährigen, da ihr zu Ohren gekommen war, dass sie sich nicht sonderlich um ihr Äußeres kümmere. Diese Äußerungen schienen eine nachhaltige Wirkung auf das junge Mädchen gehabt zu haben; bald darauf war Mode ihr zweiter Vorname.

Ihrer Mutter konnte sie es übrigens trotzdem nicht recht machen. Einmal schickte sie ihr ein Bild, auf dem sie mit modischer Kleidung und Turmfrisur abgebildet war. Die mütterliche Reaktion: So kleide sich nur eine Schauspielerin, keine Königin. Mode war in früheren Zeiten aber nicht nur ein oberflächlicher Spaß. Sie hatte eine politische Bedeutung und Aussagekraft. Die pompöse Aufmachung untermauerte den sozialen Rang und Herrschaftsansprüche der RegentInnen.

Einmal auf den Geschmack gekommen, erfüllte unsere Fashion Woman diese repräsentative Aufgabe mehr als gut und mit viel Freude.

Um ihre stylischen Looks kümmerte die Königin sich aber nicht alleine. Sie hatte viele HelferInnen, besonders zu erwähnen ist hier ihre Modistin Rose Bertin. Nach der Krönung kam sie zweimal wöchentlich an den Hof, um mit ihr die neusten Kreationen zu besprechen. Stundenlang sollen sie zusammen gesessen und Entwürfe betrachtet haben. Marie-Antoinette folgte aber keinen Trends. Sie war der Trend. Dabei hatte sie auch keine Angst, Regeln zu brechen. Ihre Position hätte es eigentlich verlangt, ein besonderes Korsett zu tragen, das Grand Corps. Es war steifer als die gewöhnlichen Varianten und gestaltete angenehme Tätigkeiten wie Atmen und Essen als sehr schwierig. Was für unsere Ohren wie eine Strafe klingt, war eigentlich ein Privileg. Nur die höchsten Prinzessinnen durften den Grand Corps tragen.

Aber interessierte sich Marie-Antoinette für die Moderegeln anderer Personen?

Natürlich nicht.

Sehr zum Entsetzen ihrer Mutter weigerte sie sich, den Grand Corps zu tragen.

Sehr viel diplomatische Arbeit war nötig, um sie zum Einlenken zu bewegen.

Marie-Antoinette war also ganz klar die Blair Waldorf ihrer Zeit. Was für Queen B die Stufen der Met waren, war für die französische Königin der Versailler Hof. Mit dem Hof in Kontakt zu stehen, verlangte Stil. Alles, was die Königin trug, wurde nachgeahmt. Das sah zwar spektakulär aus, gefiel aber nicht allen. Die Roben und Kopfbedeckungen waren alles andere als billig. Eine Perücke des Hoffriseurs Léonard-Alexis Autié konnte bis zu 50.000 Livres kosten (zum Vergleich: ein gelernter Arbeiter verdiente damals ungefähr zwei Livre am Tag).

Für diesen lockeren Umgang mit Geld hagelte es auch aus den höheren Kreisen Kritik. Man sagte die Königin sei mit ihrer Modesucht Schuld an dem finanziellen Ruin so mancher Familie.

Auch die aufwendigen Perücken an sich standen scharf in der Kritik. Zum Pudern wurde unter anderem auch Mehl benutzt. Das war knapp und die sowieso schon arme Bevölkerung empörte sich über diese Verschwendung wichtiger Lebensmittel.


Marie-Antoinette 1783 Quelle:National Gallery of Art

Man muss aber auch sagen, dass die Königin oft falsch dargestellt wurde und heute noch wird. Es scheint, als ob sie nichts habe richtig machen können. Als ihre Roben groß und pompös waren, wurde ihr die große Verschwendung vorgeworfen (das natürlich nicht ganz zu unrecht). Als sie sich aber 1783 in einem einfachen weißen Baumwollkleid porträtieren ließ, war der Aufschrei ebenso groß. Eine Königin, die sich so freizügig und einfach darstellen ließ – ein Skandal! Die Seidenweber protestierten auf der Straße und klagten, die Königin mit ihrer schlechten Kleidung sei schuld, wenn sie verhungerten.

Das nachgemalte Bild Quelle: Schloss Versailles

Der Skandal war so groß, dass das öffentlich ausgestellte Bild durch ein Replikat ersetzt werden musste. Dazu muss aber gesagt werden, dass das Problem nicht wirklich im Tragen des Kleids lag. Sondern in der öffentlichen Zurschaustellung. Ein Kleid, das sowohl optisch als auch stofftechnisch an Unterwäsche erinnerte – das war wirklich ein Novum.

Auch hier zeigt sich wieder: Unsere königliche Trendsetterin hat keine Angst vor modischen Alleingängen.



1785 wurde die Königin 30 Jahre alt, für sie ein Anlass ihre Garderobe zu verändern. Spielereien wie Federn und Blumen legte sie nun ab, die Formen wurden insgesamt strenger und schlichter.

Wohin die modische Reise der Marie Antoinette noch geführt hätte, darüber können wir nur spekulieren. Denn 1789 begann die Französische Revolution, die für die Königin und ihren Mann 1793 leider unter der Guillotine endete. Die krasse gesellschaftliche Umwälzung machte sich natürlich auch in der Mode deutlich bemerkbar.

Die Zeit der opulenten Kleider, Frisuren und Accessoires waren Passé. Der Stil wurde schlichter und bürgerlich. Auf die Kleidung der Revolution werden wir sicher in einem späteren Artikel noch einmal zurückkommen, fest versprochen. 😉

Aber nun halten wir kurz inne und nehmen uns einen Moment Zeit, die wirklich spektakuläre Mode des Rokoko so zu würdigen, wie sie es verdient hat.

Neben all den großen sozialen Ungerechtigkeiten war der Rokoko modisch gesehen ein riesiges Spektakel. Ein Fest für die Sinne, das so nicht mehr wiederkam.

Und kaum jemand stand dafür so wie Marie-Antoinette. Alleine dafür wird sie immer unvergessen bleiben.


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