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Fashion Women

Aktualisiert: 7. Mai 2021

Die meisten mögen Fashion, doch unter uns Damen gibt es einige, die ganz besonders aus der Masse herausstechen. Sie verschmelzen mit der Mode, benutzen sie für den Ausdruck ihrer Identität, und erwecken einen Haufen Stoff mit ihrem Spirit zum Leben. Diese beindruckenden Frauen wollen wir in unserer Serie beleuchten.


Unsere erste Fashion Woman ist wahrlich etwas ganz Besonderes. Ihr Name: Rose Bertin.



Rose Bertin kam als Marie-Jeanne Bertin am 2. Juli 1747 dort zur Welt, wo die meisten Mode Ikonen herkommen: In Frankreich.

Schon sehr früh begab sie sich bei einem marchande de modes in die Lehre, wo sie mit ihrem Talent herausstach. Mit 16 ging sie nach Paris, wo sie in einem Laden namens „Trait galant“ zu arbeiten begann, bis sie 1770 ihr eigenes Geschäft eröffnete: „Au Grand Mogol“ (Zum großen Mogul). Rasch kam sie mit den richtigen Kreisen in Kontakt und wurde von den Damen der Aristokratie immer weiterempfohlen, bis sie der Königin Marie-Antoinette vorgestellt wurde. Damit war ihr beruflicher Erfolg besiegelt.

Rose Bertin Mode
Rose Bertin Quelle: Wikipedia/Radierung von Jean-François Janinet


Doch was genau machte Rose Bertin

überhaupt?

Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen wie das Fashion Game damals funktionierte.

Bertin machte im Ancien Régime Karriere, also in der Epoche vor der Französischen Revolution. In dieser Zeit bestimmte der Adel über Styling- Fragen, den modischen Ton in Versailles gab die Königin höchstpersönlich an. Für das Königshaus bedeutete Mode aber nicht nur spaßige Oberflächlichkeit, sondern hatte eine starke politische Bedeutung. Marie-Antoinettes Leben bestand hauptsächlich aus Repräsentation, also daraus, sich als Königin Frankreichs zu inszenieren. Der Prunk und Glanz der pompösen Roben, Hüte und Frisuren sah nicht nur spektakulär aus, sondern untermauerte ihren sozialen Rang und Herrschaftsanspruch.


Hergestellt wurde die Mode von zwei Berufsgruppen: Schneidern und Näherinnen. Die ausschließlich männlichen Schneider kleideten hauptsächlich Männer ein. Sie erstellten die Schnittmuster und fertigten die Kleidung auch an. Viele Frauen ließen ihre Kleidungsstücke allerdings von einer Näherin herstellen, einer Couturière.

Rose Bertin allerdings gehörte weder der Schneider-, noch der Näherinnenzunft an. Sie war eine marchande de modes, eine Modistin.

Sie durfte nur wenige Produkte selbst herstellen: Tücher, Mäntel und Umhänge. Alle anderen Kleidungsstücke nähte sie nicht selbst, sie verzierte sie nur. Kleider variierten damals in ihrer Grundform kaum. Ein modisches Ausrufezeichen setzte man also mit Accessoires. Mit Bändern, künstlichen Blumen oder Drapierungen am Kleid, aber vor allem mit Kopfbedeckungen. In dieser Epoche waren sie für jedes Outfit grundlegend und nahmen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unglaubliche Ausmaße an. Sie waren oft größer als der Oberkörper der Trägerin und bestimmten ihren Look vollkommen.

Mode wurde also nicht von den produzierenden Schneidern oder Näherinnen gemacht, sondern von den marchandes de modes.


Frisuren und Hüte Ancien Regime
Frisuren der Zeit Quelle: Museum of Fine Arts, Boston

Über Bertins Privatleben ist heute leider nichts mehr bekannt, aber über ihren beruflichen Erfolg wissen wir gut Bescheid. Ab 1774 zeigte sie zweimal wöchentlich ihre Kreationen am Hof von Versailles. Das brachte ihr viel Geld ein. Zwischen 1785 und 1792 gab Marie-Antoinette allein bei ihr 365.319 Livres aus.

Ende der 1770er Jahre soll sie bis zu 30 Arbeiterinnen beschäftigt haben und konnte sich mehrere Häuser kaufen. Das alles war im Ancien Régime nicht selbstverständlich. Ein durchschnittlicher Arbeiter konnte von diesen Summen nur Träumen.

Sie sah sich selbst nicht als Handwerkerin, sondern als Künstlerin, was auch ihre hohen Preise erklärte.

Marie-Antoinette Rose Bertin
Marie-Antoinette,1778 Quelle: Kunsthistorisches Museum Wien

Der Beginn der Revolution 1789 und die folgenden Revolutionsjahre bedeuteten für Mademoiselle Bertin auch privat einen großen Umbruch. Leider sind auch über diese brisante Zeit keinerlei persönliche Aufzeichnungen von ihr vorhanden. Im Großen und Ganzen verlief die Revolution für Bertin aber verhältnismäßig gut. Denn im Gegensatz zu vielen ihrer Kundinnen überlebte sie und konnte sogar einen großen Teil ihres Besitzes retten.

Die überlebenden Kundinnen ließen sich im Ausland, vor allem England und Deutschland, nieder. 1792 verließ auch die Modistin selbst das Land, um für ihre alte Kundschaft weiterzuarbeiten. Ihr Geschäft in Paris ließ sie von ihren Angestellten weiterführen. Sie gab sich große Mühe, in Frankreich nicht als Persona non grata erklärt zu werden, um sich auch die Möglichkeit zur Rückkehr offen zu halten. Auch dieses Vorhaben war erfolgreich.

1796 war es dann soweit und sie zog nach Epinay. Fortan pendelte sie zwischen ihrem dortigen Landsitz und dem Laden in Paris.

Es gelang ihr, in der Welt der Mode wieder Fuß zu fassen, doch ihre große Zeit war vorbei. Der Geschmack der Menschen hatte sich verändert, der Stil war eher schlicht und auch die aufwendigen Frisuren und Hüte waren passé. Anfang des 19. Jahrhunderts übergab sie das Geschäft ihrem Neffen.

1813 starb Rose Bertin in ihrem Haus in Epinay-sur-Seine.



Rose Bertin war zwar nicht die einzige Modistin ihrer Zeit, doch ihr Leben war trotzdem bemerkenswert und auch wert, nicht vergessen zu werden. Ihr Aufstieg gelang durch ein echtes Frauennetzwerk, das ihr letztendlich den Zugang zur Königin ermöglichte. Sie machte ihr eigenes Geld und davon nicht zu knapp. Als toughe Geschäftsfrau schaffte sie es sogar, ihr Business in den Zeiten des größten gesellschaftlichen Umbruchs am Leben zu halten.


Mit ihr ging eine Epoche der Mode zu Ende, die so auch nicht mehr wiederkam. Doch ihre imposanten Kreationen faszinieren uns auch heute noch, wodurch ihr Stern am Modehimmel niemals verglühen wird. Jetzt wollt ihr natürlich noch mehr über die pompösen Kleider der Zeit erfahren, stimmt's? Uns geht's genauso.😉 Deshalb schauen wir uns beim nächsten Mal genauer an, was die stylische Mademoiselle dieser Zeit in ihrem Kleiderschrank hatte.


























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